Der Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf Dienstag, 7. März 2023, fällt, macht bundesweit auf die weiterhin bestehende Lohnlücke zwischen beschäftigten Männern und Frauen aufmerksam. Die Gleichstellungsstelle der Stadt Nürnberg und der DGB Mittelfranken fordern mehr Entgeltgerechtigkeit und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die Lohnlücke endlich zu schließen. Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer – das hat das Statistische Bundesamt berechnet. Als Gender Pay Gap oder geschlechtsspezifische Lohnlücke wird die prozentuale Differenz zwischen Männer- und Frauenlohn im Verhältnis zum Männerlohn bezeichnet.
In den vergangenen Jahren hat sich diese Zahl nur sehr langsam verringert. Im EU-Vergleich landet Deutschland dabei auf dem viertletzten Platz. Ein Teil dieser Lohnlücke lässt sich auf sogenannte strukturelle Unterschiede zurückführen. Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs. „Gerade bei den strukturellen Ursachen des Gender Pay Gaps wird deutlich, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterhin verbessert und die Carearbeit gerechter verteilt werden muss. Außerdem müssen Zugangshürden für Frauen in Führungspositionen konsequenter abgebaut und Konzepte zu Führung mit reduzierter Arbeitszeit – auch für Männer – proaktiv vorangebracht werden“, so Hedwig Schouten, Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg.
Auch, wenn jener Teil des Verdienstunterschieds, der auf strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist, herausgerechnet wird, beträgt die geschlechtsspezifische Lohnlücke noch immer sieben Prozent. Ein aktuelles Urteil des Bundesarbeitsgerichts weckt jedoch Hoffnung: Eine Diplom-Kauffrau hatte geklagt, weil sie trotz gleicher Qualifikation, Berufserfahrung und Tätigkeit weniger Lohn erhielt als ihr männlicher Kollege und Recht bekommen. „Der unbereinigte Gender Pay Gap zeigt sehr deutlich, wie Frauen beim Thema Entgelt noch immer aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Ich freue mich über das Urteil aus Erfurt und hoffe, es erweist sich als wegweisend beim Thema Equal Pay“, so die städtische Frauenbeauftragte Hedwig Schouten.
Auch der DGB Mittelfranken begrüßt das Urteil. „Es ist ein Meilenstein für Entgeltgleichheit in Deutschland“, sagt Stephan Doll, Geschäftsführer der DGB Region Mittelfranken. Trotz dieses Erfolgs gebe es in Deutschland noch viel zu tun. „Deutschland weist die vierthöchste Entgeltlücke unter den 27 EU-Staaten auf. Und in Bayern ist es besonders schlimm. Dort beträgt die Lücke sogar 21 Prozent und liegt bei der Ungleichbezahlung im Bundesdurschnitt vorne“, sagt Doll. Die eklatante Lohnlücke führt dazu, „dass jede dritte erwerbstätige Frau aus ihrem eigenen Erwerbseinkommen nicht einmal ihren unmittelbaren Bedarf decken kann, beispielsweise für Miete, Lebensmittel, Versicherungen oder Freizeitbeschäftigung“. Der DGB kritisiert auch die Folgen der Lohndiskriminierung: „Die Rentenlücke beträgt sogar minus 49 Prozent bei Frauen“, sagt Stephan Doll. Eine wichtige Stelleschraube ist für den DGB eine massive Verbesserung der Tarifbindung. „Es ist zutiefst ungerecht, dass eine Subventionierung von Niedriglöhnen auf Kosten der Allgemeinheit hingenommen wird“, mahnt Doll.
Aus Sicht des DGB muss das Entgelttransparenzgesetz an mehreren Stellen nachgebessert werden: „Wir brauchen ein Verbandsklagerecht, damit die Durchsetzung ihrer Rechte nicht den einzelnen Beschäftigten aufgebürdet wird“, fordert DGB-Geschäftsführer Doll. „Dies ist laut Koalitionsvertrag auch die Absicht der Ampelregierung, was wir als DGB begrüßen.“ Der Equal Pay Day weist daraufhin, dass 2023 Frauen rechnerisch 66 Tage bis zum 7. März umsonst arbeiten. Somit ist der Internationale Frauentag am 8. März der erste Tag, an dem Männer und Frauen dasselbe verdienen, was eine besondere Absurdität verdeutlicht.
Medienspiegel