Deutscher Gewerkschaftsbund

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Tag des Handwerks: Mit guten Arbeitsbedingungen neue Fachkräfte gewinnen

Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse und Nebenjobs sind an der Tagesordnung

Am 3. September findet bundesweit erstmals der Tag des Handwerks statt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund begrüßt, dass der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mit diesem Aktionstag insbesondere junge Menschen für eine Karriere im Handwerk begeistern will und dass die Handwerkskammer (HWK) für Mittelfranken sich daran beteiligt. In den 12.470 Handwerksbetrieben in der HWK für Mittelfranken wird mit 93.822 Beschäftigten ein Umsatz von 8,7 Mrd. Euro erzielt. Das Image und die Attraktivität der Handwerksberufe lassen sich aber nur stärken, wenn die Arbeitgeber nicht nur auf ein gutes Image, sondern flächendeckend auf gute Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung setzen.

„Wer im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte nicht den Anschluss verlieren will, muss seinen Beschäftigten fair entlohnte Arbeit mit sozialer und beruflicher Perspektive bieten. Viele Innungen und Handwerksbetriebe in Bayern haben das verstanden und setzen durch Tarifverträge mit Gewerkschaften des DGB ein deutliches Zeichen für Gute Arbeit im Handwerk“, erklärt Stephan Doll, Regionsvorsitzender des DGB Mittelfranken. „Andere Arbeitgeber setzen den einst guten Ruf vieler Gewerbe aber immer noch mit Tarifflucht, Billiglöhnen und prekären Arbeitsverhältnissen aufs Spiel.“

Jüngstes Beispiel: Die Handwerkszählung des Statistischen Landesamts belegt, dass im Gebiet der HWK für Mittelfranken 13,1 % aller Stellen im Handwerk sozialversicherungsfreie und geringfügig entlohnte Minijobs sind. Im Gesundheitsgewerbe sind es über 14,3 %, im Lebensmittelhandwerk 18,3 %.

Das Handwerk in Mittelfranken ist geprägt durch Kleinstbetriebe mit bis zu vier Beschäftigten. Von den 10.255 Betrieben im zulassungspflichtigen Gewerbe (mit Meisterpflicht) entfallen 60,8 %, im zulassungsfreien Gewerbe (ohne Meisterpflicht) mit 2.215 Betrieben 74 % in diese Kategorie. „Im zulassungsfreien Gewerbe ohne Meisterpflicht tummeln sich Tausende Solo- und Scheinselbstständige. Sie beuten sich sozusagen selbst aus und drücken so den Lohnstandard in diesen Gewerben für alle Beschäftigten. Dieses Lohndumping hat die Bundesregierung durch die Abschaffung der Meisterpflicht im Jahr 2004 sehenden Auges heraufbeschworen“, sagt Doll.

„Auch die Ausbildungsvergütungen im Handwerk liegen immer noch deutlich hinter denen anderer Wirtschaftszweige. Viele Azubis werden nicht übernommen und Leiharbeit ist inzwischen in vielen Handwerksberufen an der Tagesordnung“, kritisiert der DGB-Regionsvorsitzende.

Noch Anfang August meldete der ZDH 20.000 unbesetzte Lehrstellen für das anstehende Ausbildungsjahr. Es werde immer schwieriger, freie Lehrstellen im Handwerk zu besetzen, bestätigt der ZDH selbst. Doll dazu: „Das liegt an der größeren Attraktivität einer sicheren Lehrstelle in einem mitbestimmten Industriebetrieb mit guten Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Dort ist auch die Vergütung deutlich besser – für Auszubildende und Facharbeiter.“ Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung belegen: In keiner anderen Branche haben Auszubildende so häufig einen Nebenjob wie im Handwerk (37 Prozent). Im Durchschnitt der IHK-Berufe sind es 21 Prozent.

„Die Arbeitgeber, die auf eine Billigstrategie statt auf gute Arbeitsbedingungen setzen, müssen schnellstens umdenken. Nur dann wird das Handwerk im Wettbewerb um die besten Fachkräfte auch in Zukunft eine Chance haben. Gute Arbeit mit fairer Bezahlung und beruflicher Perspektive ist immer noch die beste Imagekampagne“, so Stephan Doll.

Der DGB hat 2010 die Initiative „Handwerk: Gute Arbeit, fairer Lohn“ gestartet. Die Initiative informiert Beschäftigte im Handwerk über ihre Rechte und bietet ihnen die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen in ihrem Betrieb online zu bewerten und zu überprüfen: von Lohn und Urlaubsgeld über Weiterbildungsangebote bis zur Ausbildungssituation.

Weitere Infos unter www.gute-arbeit-fairer-lohn.de

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